Ein Interview mit Joachim Schurig vom 22.April 1994 (Ostseezeitung)
“Wenn jemand über ihn sagt, er sei ein ausgefuchster Baulöwe oder ein Mann, der auch auf babylonischen Baustellen den Überblick behält, dann ist das nicht übertrieben. Joachim Schurig (60) ist mit allem vertraut, was mit Tief- und Hochbauarbeiten zu tun hat. Maurer hat er gelernt, von 1949 bis 1951 im väterlichen Betrieb „Johann Schurig & Sohn”. Herrenjahre waren das nicht. Und Maurer mußten damals und müssen heute mehr können als nur mit Kelle und Ziegel umzugehen.”
“Der Geselle Joachim Schurig wußte: Du mußt einmal die Firma weiterführen. Dazu gehörten Sach-und Fachkenntnis. Einen Teil davon eignete sich der junge Mann in Neustrelitz im Studium zum Bauingenieur an. Er war dann Planer. Statiker,Tiefbauer, ließ sich auf Baustellen den Wind um die Nase wehen, schaute auf die Hände der anderen und weiter in Fachbücher. Als in Grimmen in den 60er Jahren der damalige VEB Erdöl-Erdgas aufgebaut wurde, war der Ingenieur Schurig dabei. Verantwortung hier, ein Schicksalschlag indessen zu Hause. Vater Walter Schurig verunglückte schwer, die Firma brauchte den J unior, der nicht zögerte, im elterlichen Baugeschäft den Produktionsbereich leitete. ”
65 Mitarbeiter zählte die Firma damals. Die Zwangsenteignung 1972 stellt den inzwischen erfahrenen Mann vor neue Entscheidungen. Er blieb zunächst im „VEB Hoch- und Montagebau”, wie der Betrieb nun hieß, später „Industrie-und Hafenbau Stralsund”.
Als dann der Grundstein für das DDR-Groß-Projekt Fährhafen Mukran gelegt wurde, war Joachim Schurig für Jahre als Fachmann auf dieser Baustelle zu finden. „Es war schon eine tolle Sache, einen neuen Fährhafen zu bauen, und wir haben trotz aller Schwierigkeiten gute Arbeit hinterlassen”, so der heute 60jährige.
“Nach der Wende wollte er auch aus persönlicher Verpflichtung heraus den elterlichen Betrieb wieder in Privathand übernehmen. Im April 1990, genau 76 Jahre nach dem Schritt von Großvater Johannes, stand wieder der alte Name über die Firma an der Greifswalder Chaussee. „Mit 30 Mitarbeitern haben wir angefangen. Heute sind bei uns 120 Leute beschäftigt. Hinzu kommen 15 Mitarbeiterin den zur Firma gehörenden Möbelwerkstätten Rügen. Wir sind im Wohnungsbau tätig, im Industrie- und Gesellschaftsbau, errichten ein Objekt komplett vom Keller bis zum Dach”, so Joachim Schurig.”
“Das Unternehmen hat eine gute Auftragslage und gute Umsätze, wie zu erfahren war. „Wenn es dem Betrieb gut geht, geht es auch jedem einzelnen Mitarbeiter gut”, meint der Chef und nennt damit auch das Motiv seines Teams, das keine Lehrjahre mehr braucht, um Qualität und Bautempo der altbundesdeutschen Firmen parole zu bieten. „Und besonders freue ich mich über die Entscheidung meines Sohnes Thomas, den Betrieb mitzuleiten und mit Erfolg weiterzuführen” so der Chef, der dem Junior mehr als gute Ratschläge mit auf dem Weg geben wird. ”
Bauen in Stralsund
“„Die Firma Schurig hat gespurt”, so jüngst Klaus Welke von der Stralsunder Bauherrenschaft über das Unternehmen, das mit seiner 100 jährigen Tradition weniger auf Nostalgie steht, dafür modernen Ansprüchen an das Baugewerbe gerecht wird. Und das gilt bei Projekten in der schönen alten und neuen Sundstadt sowie darüber hinaus.
Größter Brocken des Hauses Schurig seit der Wende war der Neubau eines Gebäudes für das Arbeitsamt in der Richtenberger Straße. Vier Millionen Mark betrug die Investition, die in nur zehn Monaten Bauzeit vor wenigen Wochen schlüsselfertig übergeben werde konnte… ”
Zeitungszitat vom 22 April 1994